Geschichten von der Waterkant, Teil 3

11 Apr

Zu den eher weniger angenehmen Dingen gehört es, beim Nach-Hause-kommen einen leichten Geruch nach feuchten Tapeten im Flur wahrzunehmen, wenn man nicht zufällig am Vortag tapeziert hat. Wohnungswasserbaumäßig war ich ja schon öfters zwangsbespaßt, weswegen ich die Suche nach Leck@Decke auch gleich aufnahm. Allerdings ohne Erfolg. Hm. Nach Lüften verflog das schwache Odeur. Ich tappte zwar regelmäßig die Wände in der Verdachtszone ab, aber ohne Ergebnis.

Und am letzten Mittwoch (8.4.) fand ich dann (um 10 nach 10 abends, beim Weg ins Schlafzimmer) doch noch die Ursache, in Form eines schwarzen Schimmelflecks am Boden. Also: Nässe in der Innenwand. Der Wand, die nicht-hinterlüftet an die Rückseite eines nur durch Säge-Einsatz entfernbaren Holzwandschranks aus der Original-Ausstattung von 1980 grenzt. Iiiih.

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Klein, fies und in einem energiesparend beleuchteten Innenflur nicht unbedingt sofort erkenntlich: Ungebetenes Biotop dank ungebetener Nässe.

Erste Vermutung (weil grade erst Regen, Sturm, Orkan Niklas vorbei): Das in selbiger Innenwand befindliche Ablaufrohr des Daches (zwei Stockwerke darüber, wenn’s regnet kann ich’s darin gluckern hören). Wenn da was staut (Rohr-Knick ist unterhalb meines Fußbodens, im Keller), könnte es durchaus … na super. Erstmal Beweisfotos, dann Schimmel-Ex auf den akuten Fleck, dann mit der Taschenlampe am Boden die Wand entlang. Ja, fühlt sich kühl/feucht an. Auf der anderen Wandseite (Wohnzimmer) fand sich noch ein zweites Pilznest am Fuß im Winkel hinter dem Wandregal, wo einige Mac-Zeitungen aus dem Jahr 2000 für Anfälle von Nostalgie bereit standen. Der Zeitungs-Schuber war zum Glück noch nicht bepilzt, wohl aber die Wand. Also nochmal die Nummer „Foto-dann-drauf mit der Chemie-Keule“. Und belüftet lassen. Ansonsten … die Bodenleiste weiter in den Raum hinein ist trocken. Puh.

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Ja, das oben sind Dezibel. Ja, das unten ist eine Funkuhr. Ja, das ist eine Webcam, die eine Funkuhr und ein Lautstärkemessgerät in meinem Lagerraum beobachtet. Und ja, ich weiß, dass das nicht unbedingt alltäglich ist …

Die Nacht war jedenfalls erstaunlich unerholsam, was a) an unerquicklichen Planspielen bzgl. „im Wohnzimmer die Wand aufstemmen für die verf***en eingemauerten Rohre“ lag (hab ich schon erwähnt dass ich gut zugängliche Gebäudeinfrastruktur toll finde?), und natürlich b) auch daran, dass die eigenbrötlerischen Nachbarsfamilie die dritte Waschmaschinenladung des Tages um 23:11 auf den Weg brachte. (Abbildung nebenstehend 😉 ) Was dann bis 1 Uhr nachts in der ganzen Wohnung Rumpeln von oben mit kurzen Unterbrechungen bedeutet. Aber hey, dafür habe ich Gehörschutzstopfen in Industriequalität (endlich im März gefunden!). Denn so geht das nun seit Herbst letzten Jahres beinahe täglich. Aber das ist eine andere, irgendwie auch traurige Geschichte.

Egal, jedenfalls ging gleich noch eine Mail mit den Fotos inkl. Wohnungsplan an die Hausverwaltung. Am nächsten Tag (Donnerstag) in der Früh gab’s dann noch einen Anruf hinterher, und die Dinge kamen ins Rollen. Also, theoretisch. Der Stammklempner unserer Wohnanlage meldete sich jedenfalls bis Abend nicht, also am Freitag wieder Anruf bei der Verwaltung, mit den Hinweis „Leute, das ist nicht gut. Ich kann da Schimmel-Ex draufsprühen wie ich mag, die Nässe muss weg!“ Meine Wohnung ist mit knapp unter 40% Luftfeuchte (-dürre?) eh’ jedes Elektrostatikers Alptraum, aber ich mag mein Raumklima nun mal wie den Humor: eher trocken. Kurz vor 12 Uhr dann der Rückruf von der Verwaltung: Es wird wohl Montag. Bitte die Fußleisten noch nicht entfernen.

Gut, dann also die Zugänglichkeit zu den betroffenen Stellen bereit machen. Umzugskartons herbei, denn mein Wandregal ist mein ganzer Stolz. Leider ist es auch meine ganze Büchersammlung. Also: Gewichtige Gründe, schon mal das Schlichten anzufangen. Und im Flur … da werden wir wohl dem Laminat zu Leibe rücken müssen für einen Blick darunter. Dort stehen drei halbhohe CD-Regal mit Rock-Pop aus den 90ern. Hach, Nostalgie. Huch, Gewicht. Am Stück geht da gar nix, also … die alphabetische Ordnung zwangs-auflösen.

Nachdem drei Umzugskartons von a-ha bis ZZ Top befüllt waren, konnte ich die Regale von der Flur-Wand entfernen. Hinter den ersten zwei war alles wie ich es erwartete (trocken, aber staubig), und hinter dem letzten … ca. 20 cm Nass-Stelle mit Pilzrisotto, Nr. 3. Aber zumindest das Regal ist unbefallen und trocken. Puh. Allmählich formt sich ein Bild. Und das gefällt mir gar nicht … und das vor einer Woche bestellte Wandfeuchte-Messgerät trödelt noch irgendwo in der Post herum. Mist.

Es wird Samstag. Samstag ist … Gartentag. Argh. Vor Wochen ausgemacht. Von Morgens bis Abends Thuja-Hecken sägen, schleppen, hacken. So eine Familien-und-Kumpel-Sache. Ich persönlich halte ja Garten für etwas, was man auch mit grünem Beton wahlweise grüner Golfrasenwüste effizient handhaben könnte. Aber … ach, eben ein Familien-Ding (und, was die Hecken betrifft, auch bitter nötig!). Wenigstens gibt’s zwischendurch Zeit, den Vorrat an Umzugskartons aufzustocken. Phase 1. Zehn Stück, das reicht … für 1/3 von der Regalwand? So grob geschätzt? (Kraftausdruck)!

Jeder sollte sowas haben. Zumindest jeder Häusle-oder-Wohnungs-Haber.
Späte Erkenntnis: Jeder sollte sowas haben. Zumindest jeder Häusle-oder-Wohnungs-Haber. Kostete nur im zweistelligen Euro-Bereich. Und besser/schneller zur Kontrolle als die ganz billigen Dinger mit den Pieksern.

Und: das Feuchte-Messgerät ist endlich da! Gleich mal in der Mittagpause in Betrieb genommen. Batterie ’rein, die Kugel gegen die Wand halten, Knopf drücken.

Wieder neue Erkenntnisse. Die Flur-Wand, die ich für trocken hielt, hat auch bereits unten Wasser, aber bisher nur wenig. Die Wände daneben nicht. Auch in Richtung Wohnzimmer ist alles noch eindeutig trocken (bzw. "ca. 20-30 Irgendwas"). Die Problemwand hat bis zu ca. 50 cm Höhe über Boden aber einen Wert von über 80 Irgendwas. Dann schlagartig Absinken auf 30 Irgendwas. Nein, das sind keine Feuchte-Prozente, sondern abstrakte Einheiten des kapazitiven Leitwerts. Vielleicht Millifarad oder Hexa-Coulomb oder was auch immer. Aber es folgt beeindruckend schnell und genau dem Wassergehalt. Und/oder den Leitungen oder Metall in der Wand. Deswegen kann es aber nicht durch die Alufolie der Dampfsperre im Boden messen, oder hinter Rigips. Naja. Nobody’s perfect. Die nächste Stufe nach oben wäre jetzt noch was mit Wärmebild.

Mit den neuen Messwerten vervollständigt und verfeinert sich die Situationshypothese:

Die Größe und Lage der Schäden, sowie die neuen Messwerte legen den Schluss nahe: Wasser tritt aus den Leitungsrohren, die in einem Kanal im Beton unter dem Estrich, in Styropor isoliert, verlegt sind, aus. Anscheinend schon seit einiger Zeit unbemerkt, denn damit die Wand feucht werden kann, muss a) das Wasser in dem Betonkanal hoch genug steigen, b) dann durch den Estrich an irgendwelchen Nähten/Rissen austreten, und c) dann durch die Dampfsperre und Trittschallfolie des Bodenbelags. Was in der Fläche nicht geht. Deswegen passiert es nur an den Wand-Boden-Kanten. Und die betroffenen Wände liegen entlang dem kürzesten Weg zwischen Badezimmer und Hauptanschluss. Durchs Wohn-Ess-Zimmer. Im Bad wenigstens ist noch nichts aufgefallen, aber hey, Fliesen … bis da was auffällt, ist eh’ alles zu spät.

Erwähnte ich schon, wie total praktisch es wäre, wenn es sowas wie einen Wartungsdeckel für … ach, egal. „Die Rohre halten eeeeewig,“ bzw. „Iiiieeh, Zusatzkosten“ dachte sich damaligentages wohl die heute nicht mehr existierende Baufirma. Oder es war „Stand der Technik“. Ein „übliches Verfahren“. Oder „Handwerkstradition“. Mir fallen notfalls auch noch ein paar andere Begriffe für hirnfreies „Eh, hamma imma scho so g‘macht“ ein …

Das neue Szenario deutet hin auf: Sehr viel Zeug umräumen (argh aber wohin?!), flächig das Laminat entfernen, die Unterfolien aufschneiden, damit die Fläche trocken kann, den Estrich aufstemmen (mindestens an zwei Stellen für das Entfeuchtungsgebläse) und dabei hoffentlich das Rohrleck finden und stopfen, den Einbauschrank beim Ausbauen leider vernichten, evtl. je nach Schaden dahinter noch die Wand entschimmeln (na super … Sauerei hoch 10 … oh bitte nicht), dann wochenlang Bautrockner, den Estrich wieder zu, und dann? Ich neige dazu, nach 14 Jahren einen neuen Bodenbelag zu suchen, der leicht angehoben und wieder zurück gelegt werden kann. Also nichts verklebtes mehr, nichts starres mehr. Wobei das Laminat trotz der Zeit wirklich noch gut aussieht und auch ein sehr pflegeleichtes Material war … vielleicht lässt es sich ja ent-klicken und dann wieder ver-klicken. Dann noch ein entnehmbares Rechteck zum Heben mit Saugnapf einplanen …

Hm, vielleicht ist das doch der Zeitpunkt, das kleine Sofa und die Fitness-Station los zu werden und die Raumverteilung neu zu überdenken. Dann könnten für die Zeit der Bauarbeiten die Kartons unter Staubschutz in den äußersten Ecken vom Wohn-Ess-Zimmer stehen.

Und dann will ich entweder a) endlich meine Wartungsklappe zum Leitungsschacht und auch einen Wassermelder dort mit hinein hängen, oder b) bitte neue Leitungen. Denn dann ist schon so viel herum gerissen worden, dass vielleicht mal richtig das Problem angegangen wird.

Wieso überhaupt oder? Neue Leitungen und Wartungsdeckel. So viel Luxus muss sein. Besser jedenfalls als beim nächsten Wasserspiel wieder mit dem ganzen Dreck anfangen zu müssen.

Fortsetzung folgt … 

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