Ziemlich abgesoffen

11 Dez

Lange hat die Reinigung des Abflussrohres nicht vorgehalten: Natürlich am Sonntag, natürlich am Abend, quillt wieder Dreckwasser in die Dusche.

Ich fasse es mal so zusammen: Das war die längste und auf vielfältige Art beschissenste Nacht seit langem. Gegen Null-dreissig habe ich durch die geschlossene Türe versucht, die Merkwürdige Nachbarfamilie™ davon zu überzeugen, dass sich wie schon die dreißig Jahre vorher unsere Dusche und WC einen Ablauf-Strang teilen. Bis auf Magenschmerzen der Frustration hat es nicht viel gebracht. Also: Nachtwache mit Schöpfeimer. Zwischendurch eine Nachricht auf den Anrufbeantworter beim Installateur. Und einen Anruf bei der 24-Stunden-Hotline, die empfiehlt, bis zum Morgen zu warten. Kurze Rückfrage bei der Polizei-Inspektion (ja, so verzweifelt…) ob die sich irgendwie zuständig fühlen? Antwort: Nein, aber ich kann ja wenn ein Schaden entsteht auf Schadenersatz klagen.

Finde ich bekloppt. Ich würde lieber Schaden vermeiden, besonders weil ja in der Wohnung zwei Toiletten sind, und es doch überhaupt kein Problem sein sollte mal für ein paar Stunden diejenige zu verwenden, die nicht Wasserschaden beim Nachbarn Unten (ich) auslöst. Nur ein paar Stunden … allerdings: Pech.

Ich warte. Zwischendurch immer wieder mal ein Blick auf die Webcam. Das Wasser kommt. Das Wasser geht. Aber sehr langsam. Die Zeit geht. Ebenso sehr langsam. Siehe oben: Längste und so. Nebenbei löte ich ein paar LED-Streifen. Einfach damit die Zeit vergeht.

Um 6:30 der erlösende Anruf: Der Installateur kommt gleich mit dem ersten Termin. Vor Erleichterung und Übernächtigung vergesse ich, Malertuch auszulegen. Das wird sich noch rächen.

Voller Elan machen sich die beiden Herren ans Werk. Die gerade erst montierte neue WC-Schüssel (mit Schrauben! Glücklicherweise), die dank Rücklaufwasser innen aussieht wie … nicht mehr neu, bekommt eine Pump-Druck-Behandlung verpasst. Das wiederum bekommt der Gummischürze auf der Rückseite nicht gut. Wand und Duschkabine erhalten Sprenkel aus aufgeweichten Toilettenpapier (gebraucht). Nachdem ja die Leitung in der Wand ein Fallrohr bis zum Dach ist, war diese Aktion aber sowieso zum Scheitern verurteilt – jede Art von Druck kann problemlos nach oben entweichen, der Verstopfung kann man so nicht Herr werden. Also wird die Schüssel auf die Seite gerückt. Der Spiral-Motor wird angeworfen. Leider gehen die ersten drei Versuche mit dem Reinigungsdraht nicht nach unten, sondern ins Fallrohr.

Nachdem Nachbar Oben ja kein großer Freund anderer Leute Bitten ist und auch nicht glaubt, dass Rohre miteinander zu tun haben, wählt er den Moment, um die Spülung zu betätigen. Das kostet mich meine im Bad lagernden Handtücher, weil das Installateur-Duo geistesgegenwärtig daraus einen Damm quer durch mein Badezimmer baut und somit wenigstens die totale Verscheisserung verhindert. Noch weitere verzweifelte Versuche, blind die Spirale durch die Ablaufleitung zu bringen, folgen. Bis endlich die Brühe und Bröckchen sich überwiegend wieder in die Boden-Öffnung abmelden.

Ich denke, ein besonders herzliches Verhältnis zu Nachbarsfamilie Oben werde ich – so wie der Rest der Wohnanlage – im Leben nicht mehr aufbauen.

Der Rest ist dann zuerst Routine. Begutachtung der Problemstellen im Keller, die die Anfälligkeit für Verlegungen bewirken. Allerdings wird diesmal ein Schlachtplan formuliert: das falsche Gefälle der Abzweigung könnte man mit (relativ) geringem Aufwand lösen, ohne gleich die gesamte Kanalisation neu zu verlegen. Ein Exzenter-Stück, um 180 Grad gedreht, würde genügend zusätzliche Neigung bringen, dass die bis zum mangelhaften Anschluss gezogen werden kann. Und dann – hoffentlich – längerfristig Ruhe in den Karton bringt.

Der Rest des Tages beginnt um halb Elf mit Bericht bei der Hausverwaltung, dann diverse Einkäufe an Putzmaterial. Etliche desinfizierende Wischtücher gehen beim Ausradieren der Schuhspuren durch das Wohnzimmer drauf, und noch mehr beim Reinigen von Wand und Möbeln im Bad.

Ansonsten? Ich habe jetzt eine Schmutzwasser-Tauchpumpe, die zukünftig etwaige Ergüsse nerven- und materialschonend aus der Dusche entsorgen soll. Oder, als alternativer Plan, zwei Stöpsel, die Dusche und WC-Dock druckdicht verriegeln (mit Hilfe von Stempeln gegen die Zimmerdecke, damit nichts auskommt). Mit Glück baut sich dann genügend Push auf, um die nächste Verlagerung auszuschwemmen statt mir in die Bude zu schwallern …

Ist aber momentan eher hypothetisch und vielleicht auch der Übermüdung geschuldet. 36 Stunden Uptime sind schon eine heftige Nummer. Das brauche ich nicht allzu oft …

Bilder gibt’s von alldem, aber nicht hier. War nicht appetitlich.

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