’s druckt nicht! – Wackel’ am Config!

21 Mrz

Nach längerer Pause auf dem IKEA-Schrank kam heute mein Weistek WT-150 3D-Drucker mal wieder zum Einsatz. Wunschtraum: Ein Gehäuseteil für die geplante Billard-Cam – also für einen Raspberry Pi mit Pi-Cam, bestehend aus einer neuen Halbschale "obenauf" und drehbarer Kamera-Halterung.

Nachdem wie erwähnt „längere Pause“ war, hatte ich schon Bedenken wegen des Filaments; das soll ja gerne bei falscher Lagerung die Umgebungsfeuchte aufnehmen und dann schlechtere Druck-Ergebnisse liefern. Nun habe ich zwar eine trockene Wohnung mit aktuell 31% Luftfeuchtigkeit, aber ein paar Monate im Sommer hat er im Keller verbracht.

Auf das erste Resultat war ich jedoch überhaupt nicht gefasst … SD-Karte eingelegt, Start drücken, und nach der obligaten Aufheizpause legt der Drucker los – und scheppert und rattert und presst das Flüssigplastik so tief in die Trägerplatte, dass auf der Unterseite Plastiknasen entstehen. Stop. Mist.

Zeit für Ursachenforschung. Ist die Druckplattform richtig kalibriert? Natürlich, das war ja das erste was ich gemacht habe. Drucker per USB anstecken, Windows-VM starten, das separate MachineSettings.exe von Weistek starten und sich an die obere Marke herantasten. Die untergelegte Visitenkarte war ganz exakt 0,275 mm stark (Mikrometer FTW1 – auch wenn’s nur ein 9-Euro-Teil aus dem Supermarkt ist), daran sollte es auch nicht liegen. Gespeichert habe ich die Werte auch, die Plattform ist eben, also was ist da los? Erstmal ’raus mit dem Filament, vielleicht hängt’s ja daran. Feuchtigkeit, Hitze, Dampfbläschen im Vortrieb? Wer weiß.

Nun ist mein Arbeitstisch nicht wirklich auf den Betrieb eines 3D-Druckers ausgelegt, also wird’s Zeit den ReplicatorG auf das Macbook zu packen und auf Wanderschaft in Kabelreichweite zu gehen. Nach etwas Hin und Her sehen sich beide Geräte. Also Düse auf 220 Grad, Vorschub – passt, rattert auch nicht mehr, Rückschub – passt, sauber abschneiden, neu einsetzen, alles gut. Nochmal vertikale Ausrichtung prüfen, Probe-Würfel laden, und los.

Und STOP. Nicht nur dass es wieder rattert, nein, diesmal kann ich auch sehen dass die Plattform-Federung schwer am Ächzen ist. Ganz offensichtlich ist die Position für die Höhe nicht richtig. Sollte eigentlich 143,75 sein. Ist sie aber ganz klar nicht. WIESO?

Nach viel Googeln (was hat man da eigentlich früher gemacht? Ah: nichts. Weil es da auch keine 3D-Drucker für Endanwender gab!) und diverse Forumswühlgänge später tritt endlich die Erleuchtung ein. Und hier ist auch der langen Vorrede kurzer Sinn:

Der Wert für die Drucktisch-Position ist nicht im Gerät gespeichert. Das war meine (irrige) Annahme. Nein, sie wird vom Programm MachineSettings.exe direkt in den Voreinstellungen von ReplicatorG.exe geändert. Für diese eine Programm-Version auf dem einen Rechner.

Nachdem ich aber die Position mit WindowsXP in der VM justiert habe, und dann mit ReplicatorG auf dem Mac die Steuerdatei erzeugt habe, war die ganze Justage davor für’s Licht. ReplicatorG/Mac hat keine Ahnung welche Werte in ReplicatorG/PC hinterlegt sind.

Und was steht da alles so in der Steuerdatei?

  • Die Standardhöhe (unjustiert) ist 145 mm. Also bei meinem Gerät satte 1,25 mm in die Düse hinein. Aua! Gut, dass das auf Federn lagert. Allzu oft sollte ich das nicht wiederholen … jedenfalls findet sich die Zeile „G92 Z145.00“, aus der ich nach der Umwandlung des 3D-Modells in gCode von Hand „G92 Z143.00“ machte. Speichern als x3g, auf die SD-Karte, ’rein damit in den Drucker. Siehe da: Kein Rappeln, statt dessen brummt und pfeift der Weistek wieder wie gewohnt.
  • Aber … der Druckkopf heizt auf 235 °C. Sollte er nicht. Eigentlich sollte er 220 Grad haben, manche Leute drucken sogar nur mit 190 Grad. Aber wo kommt das wieder her? Beim Testlauf an USB waren 220 Grad drin, jetzt auf der SD-Karte nicht mehr? Oooohhh… Noch mehr gCode-Suchen und ein Forums-Besuch später erhellt, dass die (unkommentierte) Zeile „M104 S235 T0“ ziemlich am Anfang dafür zuständig ist. Da machen wir doch besser „M104 S220 T0“ draus.
  • Noch ein Forums-Tipp: Die lange, lange, lange Phase des Druckkopf-Spülens wird gesteuert von der Zeile „G04 P15000“ – offensichtlich Mikrosekunden, also flugs daraus ein „G04 P5000“ gemacht, das spart marginal Material und macht weniger Sauerei neben dem Drucktisch. Davon abgesehen, beim Legen des Unterbodens geht genug Spül-Filament durch die Düse.

Das sind also drei Änderungen für den gCode, aber das jetzt jedes Mal von Hand berücksichtigen? (oder nur in der VM-Programmversion arbeiten?) Wo steht das Zeug? Vor allem, wo steht das in der Mac-Version?

Es steht direkt in der ReplicatorG-Package (Mac-Apps sind eigentlich Ordner mit spezieller Struktur, in denen wieder Ordner und Dateien liegen können), und zwar unter diesem eingängigen Datenpfad:

/Applications/ReplicatorG.app/Contents/Resources/skein_engines/skeinforge-50/skeinforge_application/prefs/IdeaWerk/alterations/start.gcode

Daraus machen wir uns jetzt eine angepasste Version, und dann geht’s los mit Happy Printing!

Bevor die große Code-Sause kommt, noch ein paar Erfahrungswerte (von anderen und von mir):

  • Mein Raspi-Gehäuse hat relativ dünne Außenwände. Mit der Standard-Vorgabe „Number of Shells: 1“ bekommt man teilweise nur zwei dünne Flächen ohne stabilisierende Verbinder darin. „Shells: 0“ hat hier geholfen.
  • Feedrate 60 mm/s und Travel Feedrate 80 gibt zwei ständig wechselnde Fahrgeschwindigkeiten. Die höhere Travel-Rate lässt bei meinem Weistek „irgend etwas“ sehr störend schnarren/vibrieren. Daher habe ich den Wert schon seit einiger Zeit auf ebenfalls 60 gesetzt, das Gerät ist damit etwas langsamer aber ruhiger. Geschmackssache.
  • Filament-Stärke war als Vorgabe 1.82 mm; Forum sagt, sollte man auf den echten Wert (momentan bei mir 1.75 mm) stellen. Bisher ist mir im Druck noch nichts nachteiliges aufgefallen. Aber wehe, die beiden Hälften passen nachher nicht zusammen …
(**** beginning of start.txt ****)
(This file is for a WeisTek WT150 with)
(a heated build platform)
(**** begin initilization commands ****)
M104 S220 T0
G21 (Metric FTW)
G90 (Absolute Positioning)
M18 (This disables the stepper motors.)
G92 X0 Y0 Z0 A0 B0 (Declare the current position to be (0,0,0,0,0))
(**** end initilization commands ****)
(**** begin homing ****)
G161 Y X F2500
G92 X0 Y0 Z0 A0 B0
G1 X5.0 Y5.0 Z-5.0 F450
G162 Z F450 
G161 Y X F2500 (Home X axis maximum; go until reaching the end stop.)
G92 Z143.00
G92 X-75 Y-75 (set zero for X and Y)
(**** end homing ****)
M108 R8.0 (Extruder speed = max)
G1 Z10 F500
M6 T0 (wait for toolhead parts, nozzle, HBP, etc., to reach temperature)
M101
G04 P5000 (5000 ms filament dump to clean nozzle - default 12000)
M01
(**** end of start.txt ****)

Hier zum Abschluss noch ein paar Bilder, wie unter dem wachsamen Raspberry-Auge endlich das neue Gehäuse wächst:

  1. "for the win" – Computer-Slang, nich’ drüber nachdenken

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