Heimkinoabend: „Stirb langsam — Ein guter Tag zum Sterben“ (2013)

14 Feb.

Dinge, die sich nicht lohnen: Neu auf der Liste ist der fünfte Aufguss von Bruce Willis’ nicht-enden-wollender Reihe von Filmen, die in den 80-ern noch richtig buntes Action-Kino waren. Nachdem’s beim Versandhändler eine Vier-für-Drei-Aktion gab, habe ich jetzt auch mal gesehen:

„Stirb langsam — Ein guter Tag zum Sterben“ (2013)

http://www.imdb.com/title/tt1606378/

Die Handlung in Kürze: Irgend ein Oligarch in Moskau sitzt im Gefängnis und hat einen pösen Widerporst als Gegenspieler, der nach der Macht greift oder so. Währenddessen hat John McClane (auch bekannt als Bruce Willis’ Unterhemd) erfahren, dass sein Sohn in Russland ebenfalls vor Gericht steht. Natürlich fliegt Papa nach Moskau, ohne Plan und ohne Ahnung oder auch nur Sprachkenntnis. Moskau ist übrigens überwiegend Grau-Blau-Grün. Praktisch der ganze Film ist blau-grau-grün, wenn es nicht gerade Nacht ist. Wenn es nacht ist, ist alles schwarz-rot-gold, weil dann irgend etwas immer auch brennt. Oder explodiert.

Zurück zur Handlung: Dinge explodieren, McClane Junior verhilft den Oligarchen zur Flucht, wir erfahren dass er die ganze Zeit ein CIA-Agent war und irgend eine Akte den Widerporst zu Fall bringen kann. Es folgt die unrealistischste Verfolgungsjagd seit Pierce Brosnan als James Bond mit einem Panzer Autorennen gefahren ist. McClane Senior mischt mit diversen gestohlenen Autos mit, außerdem hat er wohl seit dem vierten Film auch den VHS-Kurs Stunt-Driver absolviert. Nach vielem Hin und Her jedenfalls landen Oligarch, Juni- und Senior in einer konspirativen Wohnung, die nach einem halb-klärenden Vater-Sohn-Moment kurz darauf von den Pösen gestürmt wird. Hunderte vermummte Spezialeinheiten laufen Papa vor die zufällig bereitliegende Flinte (eher: Gatling),  rustikale Gebäude werden abwechselnd gesprengt oder perforiert und am Ende treffen sich der Oligarch und seine Tochter am Versteck des Schlüssels zum Tresor mit der Akte, die (Tochter, nicht Akte) aber die ganze Zeit! Unerwartet! für die Pösen gearbeitet hat und ihren Vater plus Schlüssel mit vorgehaltener Waffe davon schleppt.

Nach etwas Geplänkel mit den Unterpösen (Seniors Hemd ist schon wieder angerissen und angeblutet, es wäre ja sonst kein Stirb-Langsam-Film) darf jede Menge Inneneinrichtung beschädigt werden: der bei in Russland-Action-Filmen obligatorische Helikopter mit angebauter Flak zermörsert das Stockwerk während Papa und Sohn durch den Trümmerregen und Kugelhagel laufen und aus dem Fenster springen. Es folgt eine Flucht-Szene über ein Baugerüst, die wahlweise die größtmögliche Verachtung selbst von Film-Physik oder eine Hommage an Die Piratenbraut darstellt, oder an einen der schrägeren Stunts aus Luc Bessons Taxi-Reihe gemahnt. Angespickt von Glasscherben und Baustahl (keine Sorge, einen McClane kann sowas nicht beeindrucken) folgt der nächste Vater-Sohn-Moment in irgend einem zur Abwechslung nicht blau-grau-grünen verlassenen Gebäude (siehe oben: schwarz-rot-gold, aber mal ganz ohne Brand).

Nachdem wir gerade einen großkalibrigen Luftkampf mitten in einer Großstadt gesehen haben, der sonst absolut niemanden auf der Straße interessierte, taucht unser Vater-Sohn-Gespann erstmal unter und klaut sich einen Bonzen-Schlitten. Mit dem ganzen Kofferraum voller Waffen, weil Tschetschenen. Doch, ernsthaft. Das ist die offizielle Erklärung des Films. Im Kofferraum vorher lag übrigens eine Leiche in Plastikfolie. Vermutlich war das der Humor. Des Films.

Nächste Station: Tschernobyl, weil Tresor von der Akte. Das gibt die Gelegenheit, noch etwas Vater-Sohn-Dialog während der Fahrt abzuspulen. Nachts. Bei Regen. In Blau-Schwarz. Auch schon egal. Währenddessen wird der Tresor geöffnet, in dem sich total viel Radioaktivität gesammelt hat, die mit einem wabernden Gasgemisch neutralisiert wird. Das erfüllt keinen weiteren Zweck, außer dem, dass praktisch alle James-Bond-Filme, die jemals irgendwie was mit verlorenen Sprengköpfen zu tun hatten, auf einmal aussehen wie ultrarealistische National-Geographic-Dokus über die Gefahren von strahlendem Material. Der letzte noch vorhandene Unterpöse wird vom Oligarchen entsorgt, und es stellt sich heraus, dass Unerwartet! das alles nur eine Finte von Vater und Tochter war, damit die in dem Tresor eingelagerten milliardenwertvollen unterschlagenen Uranvorräte (die auch an Tschernobyl schuld waren. Ja. Im Stirb-Langsam-Universum ist das so.) vom Oligarchen wieder in Beschlag genommen werden können. Weil Profit. Währenddessen wird der Nominal-Bösewicht vom bezahlten Masseur-Killer des Oligarchen gemeuchelt. Was sonst. Während also der neue böse Oligarch allein im Tresor steht taucht von hinten die McClane-Familie auf. Was ist das denn bitte für ein Tresor? Ach, egal. Die Plotte des Fieslings wird in Minutenschnelle durchschaut, und es wird:

Zeit für den Showdown! In bewährter McClane-Manier fällt der Oligarch vom Dach, allerdings diesmal sogar auch noch in den Heckrotor des Hubschraubers, wegen Edginess und mehr Härte für das neue Jahrtausend (wenn er auch ansonsten kein memorabler Fiesling war). Die verzweifelt-zornentbrannte Tochter fliegt den Hubschrauber in das Gebäude, in das Spiderman Bruce Willis grade aus der Ladeluke am Stossfänger des heraushängenden Trucks hängend hineingesprungen ist. Papa und Junior springen wieder mal in bester Slo-Mo-Bullettime aus dem Fenster, fallen durch ein Glasdach und in einen Swimmingpool während jede Menge Glassplitter und Flammenfronten den Raum erfüllen. Das ergibt keinen Sinn? Im Film auch nicht, einfach nicht weiter beachten. Der Hubschrauber jedenfalls explodiert, und alle Handlanger der Pösen haben sich in Luft aufgelöst. Weiteres dialoggesteuertes Familien-Bonding vor dem im Hintergrund flackernden (schwarz-rot-gold) Wrack und der malerischen Kulisse von Pripyat. Abspann mit irgendwas was wie Rolling Stones klingt.

Ach du meine Güte. Siehe Einleitung: Das hätt’s nicht gebraucht. Wie schon bei R.E.D. 2 fühlt sich der ganze Film an wie das zwanghafte Verlangen von irgend jemand, eine Bourne-Bond-Mission-Impossible-Idee unbedingt noch schnell mit Bruce Willis zu verfilmen, bevor er „zu alt für diesen Scheiß“ ist. Mit der „falscher Jedermann am falschen Ort“-Prämisse, die Teil 1 und 2 zu Klassikern gemacht hat, hat dieser Michael-Krawumm-Bay-Verschnitt nichts mehr zu tun. Ein unkaputtbarer von Stunt zu irrerem Stunt hüpfender Hauptdarsteller in vorgerücktem Alter, der „bin doch nur in Urlaub“ jammert, ist eher weniger als Filmträger geeignet. Hysterische Action-Stücke und nicht-merk-würdige (im Wortsinne) Antagonisten kommen noch dazu.

Bitte keine Fortsetzung mehr.

3 Replies to “Heimkinoabend: „Stirb langsam — Ein guter Tag zum Sterben“ (2013)

  1. hm, ich dachte ich hätte den Film gesehen, mit der Beschreibung kann ich mich jetzt irgendwie gar nimmer dran erinnern.
    Muss ich vielleicht nochmal anguggen.

    • Nö, Silo hatte Probleme mit dem Captcha (bzw. das Captcha wohl eine Macke? Oder verträgt sich nicht dem Cache-Mechanismus? Wer weiß ...) und nachdem die Statistik ausweist, dass meine eigenen Logins ca. 50% aller Zugriffe ausmachen, da lohnt sich's einfach nicht, das abzusichern. Ich hab die Kommentare auf "muss genehmigt werden" stehen, damit kann zumindest auch kein Spam ’reinschwallern.

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