Heimkino-Doppelpack: „Mystery Men“ (1999) und „Merida 3D“ (2012)

12 Jul

Freitag Nachmittag, Wanderung durch den örtlichen gelben Elektromarkt (freundlicherweise begleitet vom ebenfalls-Stammtischüberbleibsel S.). In der Grabbelkiste findet sich etwas unvermutetes für Siebenneuenundneuzig, von dem ich nie im Leben gedacht habe, es käme nochmal auf BleuRayon heraus:

„Mystery Men“ (1999)

http://www.imdb.com/title/tt0132347/

Zwar eine veritable Geldsenke gewesen damals (33 Mio. eingespielt, bei 68 Mio. Produktionskosten), aber trotzdem … das ist auch ein Film, dem der Transfer auf BR allein von der Bildqualität her wahnsinnig gut getan hat (Eröffnungs-Titel, Stadt, Schilder … alles auf einmal lesbar. Man sieht jetzt auch, dass an den Wolkenkratzern Zeppeline andocken). Erstaunlicherweise hat es sogar zur englischen Original-Tonspur und Regie-Kommentar-Track gereicht, auch wenn die Untertitel nur in Deutsch verfügbar sind. 

Das war ein Jahr bevor „X-Men“ in die Kinos kam und auf einmal alle Studios anfingen, Subberhelden als Gelddruckmaschine zu sehen. Unter dem Gesichtspunkt war es damals schon von der Idee her mutig, eine Parodie auf Superhelden ins Kino zu bringen. Vor allem, weil sich die Optik gerade am Anfang eher nach den abgedrehteren Szenen von Terry Gilliams Brazil anfühlt, wenn bei der Soiree im Altersheim plötzlich eine Horde be-schweißerbrillter Schurken einfällt, deren die kaum talentierten aber grenzenlos selbstüberzeugten Amateur-Helden Herr zu werden versuchen (mit … erwartbarem Ergebnis). Durch den ganzen Film feiert der Einsatz des Ultraweitwinkels fröhliche Urständ’ und verleiht der Knallchargennummer einen surrealen Touch.

Völlig überraschend dabei ist, wie komplett straight alle Beteiligten ihre Rolle spielen, was trotz der abgedrehten Batman/Burton-Szenerie und dem Einsatz jeder Menge liebevoll gebastelter Modellbaulandschaften den Figuren in ihrer irgendwo tragischen Skurrilität mehr Glaubhaftigkeit und Emotion verleiht als ich bei so einem Klamauk erwartet hätte. Augenmerk auf den Dialog ist auch schwer empfohlen, viel Absurdität kommt auf dem Weg über das gesprochene Wort in den Film.

Eine ziemlich krumme Perle, aber auf alle Fälle kein Mainstream. Kam der bei uns überhaupt in die Kinos?


Was mach’ ich mit dem angebrochenen Abend? Na gut, dann mal den zweiten Film in den Player, denn im örtlichen Handel gab’s den günstiger als über „das“ Internet-Versandhaus:

„Merida 3D“ (2012)

http://www.imdb.com/title/tt1217209/

Pixar hat ja, bevor sie zum Disney-Anhängsel wurden, immer schön im Zweijahres-Rhythmus eine frische Idee auf den Bildschirm gebracht. Ihr 2012-er Werk nennt sich im Englischen „Brave“, im Deutschen wird daraus (kann mal jemand die Marketing-Abteilung ans Schienbein treten?) „Merida — Legende der Highlands“. Allerdings wäre ein deutscher Titel namens „Mutig“ vielleicht doch zu mutig (badum-tsching) gewesen. Vom rein beschreibenden her hätt’ man’s auch „Mutter-Tochter-Märchen-Ding mit Bären“ nennen können. Es ist zwar voller fröhlich-hektischer Verfolgungsjagden, aber verglichen mit den Perlen aus den frühen Jahren war das der erste Pixar-Film, wo mir massiv das „oh nein Disney“-Gefühl hochkam.

Technisch blitzsauber, wie nicht anders zu erwarten, handlungsmäßig leider, leider sehr zerfasert. Wir haben den bösen Bären, der ein verzauberter Prinz-mit-Machthunger ist, die Hexe, die zwar mal nicht böse ist, aber erstaunlich inkompetent-in-ihrer-Kompetenz, die jungenhafte-Prinzessin-die-nicht-heiraten-will, die drei rivalisierenden Clans mit Hochzeitskandidaten, die Mutter-die-nur-das-Beste-will, und natürlich das all-ebenen-dliche Kommunikationsversagen, das dann zu diversen Konfrontationen, Verfolgungsjagden, und anderem erbaulichen ’Rumgehampel führt.

Ja, der Film unterhält, Pixar ist ja schließlich keine Amateurklitsche. Die Szenen mit dem „Wie bringe ich meine zur-Bärin-gewordene-Mutter aus dem Schloss“ und das später unvermeidliche (warum eigentlich?! Das Risiko war storymäßig völlig unnötig …) „und-jetzt-wieder-zurück“ sind dynamischer Klamauk vom Feinsten, das Lachse-fangen-im-Fluss hat die schönste Wasser-Simulation die ich bisher gesehen habe, und der böse Bär bringt in 3D den unerwartet-erwarteten „Buh!“-Moment, aber … so viel Füllzeug außen herum sieht aus, als ob jemand ein paar alte Schnippel vom Robin-Hood-Wettschießen und ein paar Szenen aus Herr der Ringe so toll gefunden hat, dass die unbedingt mit in den Film müssen.

Auf einer Schulnotenskala gibt’s von mir für den Film nur eine gute 2. Und da ist möglicherweise eine Menge Pixar-Nostalgie mit drin, und sehr viel Bewunderung für die Technik, nicht für die Story.

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