LG 42LW4500, oder: Der Fernseher, der kein Monitor sein wollte

28 Okt

Zwei Dinge stehen für mich nach fast einem Jahr … sagen wir mal „wöchentlicher“ Nutzung heraus:

  1. Sacht ma’, ihr Leute von LG, geht’s noch? Wer bitte legt bei euch die Feature-Listen fest?
  2. 3D mit Polfilter hat seine Vorteile, aber für mich überwiegen die Nachteile.

Erstmal so die Grob-Zusammenfassung: Ja, ist schön groß, 42 Zoll und so, alles supergut. Bildqualität kann sich auch sehen lassen, so rein als Fernseher also ganz OK.

Warten wir alle auf das aber? Ja? Na dann:

Aber:

Kommen wir mal zu Punkt 1: Da haben wir also einen de facto aufgebohrten Monitor mit TV-Empfangsteil und einem recht umfangreichen Eingangswahlschalter. Na toll, hängen wir ihn doch einfach auch als Couch-Surf-/Mail-/Web-Belustigungs-Device an den Computer.

Woah. Nicht dass ich Erfahrung aus erster Hand mit sowas hätte, aber so stell ich mir die Wahrnehmung der Zeit nach Einwurf von Substanzen vor. Bewege die Hand, bewege die Maus … warten, warten … jetzt sieht das Auge den Mauszeiger wandern. LG, soll das etwa eine gute Idee sein? Da liegen ja Welten zwischen Actio und Reactio. Gut, das ist bedingt durch das schöne 100-Hz-hochrechnen, die Rauschfilterung, die optionale 3D-Wandlung, blablabla. Fällt ja auch beim Fernsehen nicht auf.

Ich erinnere nochmal an die Intention: Hängen wir ihn doch an den Computer. Tja, das war wohl in der Standard-Einstellung eher nix. Also umschalten auf Spiel/Game-Modus. Besser, aber immer noch das Zeitschleifen-Gefühl in der Maushand. Web-Suche bringt Rat (und jetzt aber ganz ohne Flapsigkeit): „Benennen Sie den Eingang im Setup in „PC“ um.“

Kein Witz. Der Name des Eingangs im Bildschirmmenu bestimmt das Verhalten der Wandler-Chips im Gerät. Und wenn ich jetzt aber lieber „PC 1“ und „PC 2“ hätte? Oh, tut uns leid. Pech gehabt.

Na gut, jetzt haben wir unseren XXL-Wohnzimmer-Monitor. Der Lag ist weg. Freude, Hurra, leichtes Klatschen im Hintergrund. Ob Hand-auf-Stirn oder Applaus, wer vermag das zu sagen. Ziehen wir uns doch mal Webmail auf den Bildschirm.

Warum sieht eigentlich die kleine Schrift so fäkal aus? So ausgefranst und ausgedünnt mit weißem Halo drumrum? Ach so. Schärfe auf 100, kann ja mal vorkommen. Ist ja keine große …

Doch. Ist eine große Sache. Durch das Umschalten des Eingangs auf „PC“ sind nämlich jetzt die Setup-Werte ausgegraut, und zwar mit Vorgaben, die wohl jemand im LG-Zentrum für „sinnvoll für alle Welt“ erachtet hat. Liebe Leute bei LG, bitte kauft eurem zuständigen Menschen eine Brille, offensichtlich hat er eine Sehschwäche und meint, dem Rest der Menschheit Zwangsverschärfung aufdrücken zu müssen…

Zusammengefasst also: Wenn ich was am Bild einstellen will, dann muss ich die Zeitverzögerung (und die nervt in einem Maß, das ich nie erwartet hätte) in Kauf nehmen, damit ich nicht die überschärfte Bild-Grütze ansehen muss. Oder ich habe brauchbare Hand-Auge-Relation, aber das Bild sieht aus wie mit Gauß’scher Unschärfemaske zu Tode geritten.

Soll ich noch erwähnen, dass bei dünnen Schwarz-Weiß-Streifen auf einmal das ganze Bild einen Grünstich bekommt? Nur so der Vollständigkeit halber.

Also als der geplante Monitor war das Ding schonmal nix. Werfen wir uns doch ein paar 3D-Filme ein.

Um „Neo“ Keanu Reeves’ unsterbliches Matrix-Zitat zu würdigen: „Woah!“

Doch, das kann man sich anschauen. Die Brillen sind dank Polfiltertechnik recht leicht, und es liegen/lagen sieben an der Zahl mit bei. Das reicht für den gelegentlichen Sonntagnachmittag mit Gruppenkuck. Bitte alle so setzen, dass die Kopfhöhe geraden Blick auf die Frontscheibe ermöglicht. Im Stehen kriegt man das Doppel- oder Umkehrbild, aber das ist nun mal technisch bedingt (Abstand zwischen Display-Zeile und Filter-Zeile, ist zur Abwechslung mal kein Vorwurf).

Aber…

War ja klar. War ja sowas von klar. Wenn 3D-Signal ankommt, dann folgt automatisch der Griff zur Fernbedienung. Warum? Weil jedes Mal die Erinnerung kommt „Jetzt kommt 3D an. Soll ich das einschalten (j/n)“ gefolgt von „Achten Sie auf Schwindel und/oder Übelkeit. Bitte legen Sie jede Stunde 15 Minuten Pause ein, oder lassen Sie’s ganz bleiben, wenn Sie schon bei Windstille in der Badewanne kotzen müssen.“

Je-des-mal. Auch gerne mehrfach zwischen Menu und Vorspann und Hauptfilm, wenn beim Mastering da ein Bröckchen 2D mit hineingerutscht ist. Die Warnung kommt. Ohne Chance auf Abschalten, oder ein „bitte nicht wieder wählen“ irgendwo im Menu. LG, danke für die Erinnerung, aber ich will kucken, nicht rauchen.

Und nach wie erwähnt einigen Monaten der Nutzung, ich wünscht’ mir, ich hätte einen Monitor mit Shutterbrillen gekauft. So was von Samsung oder so. Denn zumindest ich neige dazu, mich nicht X Meter vom Objekt der Film-Begierde hinzusetzen, um am Horizont des Wohnzimmers den flackernden Punkt des Pantoffel(tierchen)kino erspähen zu können. Ich will formatfüllend. Da wird dann schon mal der Fernsehsessel auf 120 cm herangeschoben, denn, sorry, aber zu irgendwas müssen die 2 MPixel doch gut sein. Und in dieser Konfiguration, da fällt dann schon auf, dass die Hälfte der Bildzeilen jeweils ans andere Auge geht. Bevorzugte Opfer: Textzeilen, Menus, oder alles, was mit neuerer scharfer Digitaltechnik gefilmt wurde. Da flickern und flackern die Linien schon deutlich, wenn sie sich der Horizontalen nähern.

Menno. Gefühlt geht HD anders.

Na gut, der Kauf war damals ein recht günstiger, für ein 3D-Gerät der Größe. Für unter 600 Euro. Aber im Rückblick … nein danke, LG. Von der Liste meiner brauchbarer Wohnzimmermarken habt ihr euch mit Schmackes katapultiert. Ihr macht echt brauchbare Monitor (ich sag’ nur IPS235 mit Werkskalibrierung), aber was bitte hat euch geritten als ihr die Einstellungs-Optionen für euere Fernseher geplant habt?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich’s erfahren will. Und danke, dass mir euer technischer Support ein persönliches Firmware-Update geschickt hat, aber ich glaub’ der zuständige Mensch hat entweder mein Mail nicht durchgelesen oder nicht verstanden …

2 Replies to “LG 42LW4500, oder: Der Fernseher, der kein Monitor sein wollte

  1. hey, ich brauch ja gar nicht mehr zum Stammtisch zu kommen, man kann hier ja alles nachlesen! 🙂

    Richard

    • Gar nicht wahr, am Stammtisch kannst du dich zu Klaus setzen und zusehen, wie Tom und SMD auf ihren Handys herumklopfen und übers Für und Wider von Android 4.1.1 aneinander vorbei reden.

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